MEERESSCHUTZ

Als Teil des OceanCare-Teams freuen wir uns über Bewegung und einige positive Veränderungen im Bereich des Meeresschutzes.

  1.  Kursänderung zur Kollisionsvermeidung

In drei Regionen gab es signifikante Erfolge, die Gefährdung von Walen durch Schiffskollisionen zu reduzieren. Im Hellenischen Graben haben einige Reedereien, allen voran das größte Schifffahrtsunternehmen der Welt MSC (Mediterranean Shipping Company), ihre Fahrtrouten an wissenschaftliche Empfehlungen angepasst, um den Lebensraum von Pottwalen so weit wie möglich nicht mehr zu kreuzen. Gleiches erfolgte in den Gewässern südlich von Sri Lanka, einem wichtigen Gebiet für Blauwale. In beiden Regionen ist das nächste Ziel, dass die jeweiligen Regierungen konkrete Schiffverkehrsregelungen bei der Internationalen Schifffahrtsorganisation (IMO) beantragen. Solche Maßnahmen sollten rechtsverbindlich sein, um für den gesamten Schiffsverkehr Gültigkeit zu haben.
Einen solchen Antrag haben Frankreich, Italien, Monaco und Spanien im Dezember bei der IMO eingebracht, um das Kollisionsrisiko für die stark gefährdeten Finnwale und Pottwale im nordwestlichen Mittelmeer zu reduzieren. Leider sind jedoch alle Maßnahmen dieses Antrags lediglich freiwilliger Natur. Entsprechend werden wir unsere Tätigkeiten für die Zukunft auszurichten, um eine Nachschärfung zu erreichen.

  1. Walfanginitiative harpuniert

Es ist leider keine Seltenheit, dass vermögende Staaten Einfluss auf andere Staaten ausüben, um in internationalen Gremien bestimmte Agenden zu setzen. So hat z.B. Japan in den vergangenen drei Jahrzehnten u.a. zahlreiche Staaten Westafrikas und der Karibik dahingehend beeinflusst, die Bemühungen um die Legalisierung des kommerziellen Walfangs zu unterstützen und die Reformbestrebungen, die Internationale Walfangkommission (IWC) in ein Walschutzgremium zu modernisieren, auszubremsen. Bei der letzten IWC-Tagung im Oktober 2022 konnten wir die Rolle von Antigua & Barbuda entlarven und zeigen, dass selbst der Ministerpräsident des Inselstaates anscheinend nicht über die fatalen Initiativen seiner Delegation bei der Tagung Bescheid wusste. Antigua & Barbuda beantragte, Verhandlungen zur Aufhebung des internationalen Verbotes des kommerziellen Walfangs einzuleiten. Diese Initiative des Inselstaates konnte verhindert werden.

Beispiel für die Berichterstattung:

https://www.theguardian.com/environment/2022/oct/18/international-whaling-commission-iwc-ban-resolutions-meeting-slovenia
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/tiere/internationale-walfangkommission-kommerzieller-walfang-bleibt-verboten-18408003.html

  1. Initiativen für leisere Meere

Die Europäische Union setzt erneut Maßstäbe im Meeresschutz. Erstmals wurden Grenzwerte für den Eintrag von Lärmemissionen ins Meer festgelegt. Von der Umsetzung ist man freilich meilenweit entfernt, denn diese obliegt den Mitgliedstaaten. Prekär ist die Situation bei der Ölsuche, für die Schallkanonen zum Einsatz kommen, die extrem negative Auswirkungen auf marine Arten haben. Die Ölindustrie scheut nicht davor zurück, im Windschatten des Krieges Russlands gegen die Ukraine Staaten zu drängen, weitere Ölsuchen freizugeben. OceanCare unternimmt hierzu zahlreiche Anstrengungen, auf die Einstellung der Ölsuche zu drängen. Zuletzt hat Portugal per Gesetz die Ölsuche in seinen Gewässern untersagt.

  1. Vom puren „Fischereimanagement“ zur Bestandssicherung: Hoffnung für Haie

Haie waren in den letzten Jahrzehnten Stiefkinder des internationalen Artenschutzes, obwohl sie im Ökosystem Ozean, von dem wir alle abhängen, eine immens wichtige Funktion erfüllen. Bei der Vertragsstaatenkonferenz des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) im November 2022 wurden nun endlich die Familie der Hammerhaie und der Requiemhaie in Anhang II des Abkommens aufgenommen. Dadurch braucht der Handel mit Fleisch und Flossen dieser Arten ab nun Aus- und Einfuhrgenehmigungen der Artenhandelsbehörden, die nur erteilt werden dürfen, wenn der Handel das Überleben der Arten nicht gefährdet.

Shifting Values durfte im Auftrag des IFAW einen Beitrag dazu leisten, indem wir in mehreren mitteleuropäischen Staaten dafür geworben haben, die Anträge zum Haischutz zu unterstützen.

Weiterlesen: https://shiftingvalues.com/2022/05/16/gefaehrliches-raubtier-bedroht-haie-weltweit/
Beispiel der Berichterstattung: https://www.krone.at/2697123

 

TIERSCHUTZAGENDA IN ÖSTERREICH

  1. Qualzucht

Dieses Thema ist so quälend, wie es klingt. Seit 2005 ist die Qualzucht in Österreich verboten – und auch wieder nicht, denn eine unbefristete „Übergangsbestimmung“ macht dieses Verbot wieder zunichte, sodass es in den 17 Jahren seither kaum Fortschritte gab. Unverändert ist die Qualzucht und der Handel mit qualgezüchteten Tieren gang und gäbe.

Frischen Wind bringt jetzt das Engagement der Familie Hohl, die sich aus eigener leidvoller Erfahrung mit ihrer Französischen Bulldogge „Vigo“ dem Kampf gegen die Qualzucht verschrieben hat und in den letzten zwei Jahren mehr in Bewegung setzen konnte als alle Tierschutzorganisationen in den Jahren davor. Wir freuen uns, Familie Hohl in ihrem Einsatz beratend unterstützen zu dürfen.

Weiterlesen: https://shiftingvalues.com/?s=qualzucht

  1. Tierschutzrecht

Im Juli 2022 wurde eine Novelle des Tierschutzrechts beschlossen, die im Bereich der landwirtschaftlichen Tierhaltung als vertane Chance bezeichnet werden muss. Andere Bereiche, wie die Qualzucht bei Heimtieren und die Privathaltung von Wildtieren, wurden völlig ausgeklammert, obwohl der Nationalrat Ende 2021 dazu eine progressive Entschließung gefasst hatte. Dies soll nun im kommenden Jahr nachgeholt werden.

Shifting Values wird sich intensiv dafür einsetzen, dass die noch nicht umgesetzten Punkte der Nationalratsentschließung ohne Abstriche in das Tierschutzrecht umgesetzt werden. Dazu zählen insbesondere mehrere wichtige Maßnahmen gegen die Qualzucht sowie eine abschließende Liste der in der Privathaltung zulässigen Wildtierarten.