Ist der Ruf einmal ruiniert … – schamlose Fake-News-Kampagne des Österreichischen Kynologenverbands gegen den Tierschutz.

Die Kampagnen des Österreichischen Kynologenverbands (ÖKV) gegen Tierschutz-Verbesserungen bei den Themen Qualzucht und Angriffstraining zeigen ein gemeinsames Muster. Bei beiden Themen ist zwar nur geplant, die Auswüchse zu kappen, aber der ÖKV beschwört gleich ein Hundehaltungsverbot und das Ende jeden Hundesports und jeder Hundezucht herauf. Warum setzt er für einen kleinen Teil seiner Klientel seinen Ruf insgesamt aufs Spiel? Weil es wirkt – die ÖVP beißt an und stellt sich den Tierschutz-Verbesserungen entgegen.

Bundesminister Rauch kündigte Anfang November eine rechtliche Klarstellung an, dass das bereits bestehende Verbot, die ​​Aggressivität und Kampfbereitschaft von Tieren zu erhöhen, „auch Beiß- und Angriffstrainings“ umfasst, die „in der privaten Hundehaltung absolut nichts verloren“ haben. „Andere, unproblematische Hundesport-Disziplinen bleiben von der Verschärfung unberührt“, so das Sozialministerium.

Aber eine differenzierte Betrachtung ist zur Emotionalisierung natürlich ungeeignet. Der ÖKV greift daher zu anderen Worten: Es drohe ein „Verbot des Gebrauchshundesports“, die Regelung würde das „Aus dieses Bereichs bedeuten“ und sei eine „Sanktionspolitik gegen verantwortungsvolle Menschen“. Bundesminister Rauch schaffe „mit einem Verbot des Gebrauchshundesports neue Probleme: … neue Konflikte mit anderen Gesellschaftsgruppen, Gemeinden und auch mit der Land- und Forstwirtschaft“. Schlimmer noch: Dann „fehlen künftig Hunde in der Therapie von Kindern“! Aha. Vermutlich würde ohne Beiß- und Angriffstraining auch die Sonne nicht mehr aufgehen.

Fake-News-Kampagne erfolgreich beim Thema Qualzucht geübt

Warum greift der ÖKV ohne Rücksicht auf seine Reputation zu solchen Methoden? Vermutlich weil er damit bei seinen Bemühungen für den Fortbestand der Qualzucht so erfolgreich war.

Wir erinnern uns: Im Dezember 2021 einigten sich die Regierungsparteien (und zwei Oppositionsparteien) zur Umsetzung des Tierschutz-Volksbegehrens auf mehrere Maßnahmen zur Lösung des Qualzuchtproblems. Es sollte also künftig in Österreich nicht mehr legal sein, Tiere so zu züchten, dass sie erwartbar von erblichen Leiden oder Schäden betroffen sind. Für den ÖKV ist das ein „Zuchtverbot“, nein gar ein „Haltungsverbot“. Achtung, liebe Österreicher*innen: Wenn der ÖKV keine Qualzucht mehr betreiben darf, könnt ihr keine Hunde mehr halten!

Noch nicht dick genug aufgetragen? Nimm das: „Hinzu kommt, dass das Zucht- und Haltungsverbot vor allem Gesellschaftshunde betrifft, die einen Beitrag zur psychosozialen Gesundheit vieler, insbesondere älterer Menschen leisten.“ Wir sehen förmlich die Scharen an Omas und Opas vor uns, die in der Depression versinken, weil sie künftig gesunde Hunde haben müssen und nicht mehr Qualzuchten, mit denen man so lustig oft zum Tierarzt rennen und tausende Euro ablegen darf.

Hier werden im Übrigen nur Aussagen aus Pressemitteilungen des ÖKV wiedergegeben. Die noch weit krasseren Aussagen einzelner Proponenten dieses Hobbyvereins wollen wir uns ersparen.

Aber wer jetzt den Kopf schüttelt, muss wissen: Diese Strategie ist erfolgreich! Das vor zwei Jahren vereinbarte Verbot der Qualzucht ist noch immer nicht gekommen, denn die ÖVP zeigt sich von der Fake-News-Kampagne des ÖKV nicht irritiert, sondern lässt sich im Gegenteil von ihr leiten. ÖVP-„Tierschutzsprecher“ Hechenberger hat sogar das ÖKV-Narrativ, wonach irgendjemand „das Züchten von Heim- und Haustieren aufgrund strenger Standards in Österreich verbieten“ wolle, jüngst in eine Rede im Nationalrat einfließen lassen!

Wie weit ist der Trumpismus in Österreichs Politik bereits vorgedrungen? Spielen Argumente überhaupt noch eine Rolle oder geht es nur noch darum, möglichst effektiv die Menschen für blöd zu verkaufen? Wir werden es daran ablesen können, ob am Ende dieser Legislaturperiode die Qualzucht in Österreich immer noch legal ist.