Die Nachricht vom Ableben von Helmut Dungler, der über die Tierschutzszene hinaus als „Heli“ bekannt war, hat mich stark getroffen. Vieles wurde in den Medien und zahlreichen Medienmitteilungen und Blogeinträgen bereits über ihn als Mensch, sein Wirken und seinen Beitrag im nationalen und internationalen Tierschutz gesagt und geschrieben, aber trotzdem möchte ich ein paar persönliche Zeilen hinzufügen.

Mit seiner Entscheidung in den 1980er Jahren, einen Verein zu gründen, der sich ausschließlich dem Schutz von Tieren verschreibt, begründete Heli eine zunächst aktionistische Bewegung, die sehr stark darauf setzte, Tierquälerei ans Tageslicht zu bringen, über das eine breite Öffentlichkeit zu dieser Zeit kaum informiert war. Filmmaterial über die Haltung und somit das Leid von Pelztieren und die grauenhaften Lebensbedingungen von Hühnern in winzigen Käfigen wurden publik gemacht und sorgten rasch für landesweite Diskussionen. Ich erinnere mich gerne an jene „Club 2“-Diskussionssendung im ORF zurück, an der Heli mit der damaligen Umweltministerin Flemming sowie einem deutschen Stern-Journalisten teilnahm und die Vertreter der Pelzindustrie bloßstellte. Es ist nicht vermessen zu behaupten, dass diese Sendung und Helis Pionierarbeit (gemeinsam mit den Aktivisten der ersten Stunde) der Durchbruch in der Entstehung der Anti-Pelz-Bewegung in Österreich waren.

Selbst schon als Aktivist aktiv, Flugzettel im öffentlichen Raum verteilend, lernte ich nicht viel später Heli kennen und er lud einen damaligen Freund, Erich Schacherl (auf ihn geht die Idee einer Auffangstation für gerettete Bären in Österreich zurück), und mich ein bei VIER PFOTEN mitzuarbeiten. Ich widmete mich dem Leid von Wildtieren in Zirkussen – eine zum damaligen Zeitpunkt kaum beachtete Problematik –, was Jahre später in ein Verbot der Wildtierhaltung in Zirkussen mündete. Helis Verständnis von der Bedeutung von Medien, politischer Arbeit und Aktivistenmobilisierung, sowie sein unerreichtes Talent und sein Gespür für Fundraising, erlaubten ihm eine Organisation aufzubauen, die heute weit über die Landesgrenzen hinaus wirkt. Er war mit Sicherheit einer meiner wichtigsten Lehrmeister und gab mir die Chance, im Tierschutz Fuß zu fassen und viele spannende Menschen kennenzulernen, mit denen ich heute noch zusammenarbeite und sich langjährige Freundschaften entwickelten. Dafür bin ich ihm unendlich dankbar.

Nach einigen Jahren trennten sich unsere Wege und es ist kein Geheimnis, dass grundlegende Auffassungsunterschiede über die Arbeit und Zukunft der Organisation dafür ausschlaggebend waren. Zum damaligen Zeitpunkt hatte VIER PFOTEN ein zweites Büro außerhalb Österreichs eröffnet (in Hamburg, Deutschland) und ich konnte erfolgreiche Kampagnen zur Schließung von Delfinarien durchführen. Zwischen 1999 und 2011 baute ich dann das deutsche Büro der Whale and Dolphin Conservation Society auf und machte mich im Herbst 2011 mit dem Kampagnenbüro SHIFTING VALUES selbständig.

In dieser Zeit hatte Heli VIER PFOTEN zu einer internationalen Organisation mit Büros in 15 Ländern aufgebaut. Eine mehr als beeindruckende Entwicklung, die Hochachtung verdient. Unsere Wege kreuzten sich wieder und gemeinsame Aktionen folgten. Natürlich könnte ich hier viele Anekdoten an- und ausführen, doch eine Listung der zahlreichen Tierschutzaktivitäten und -projekte lässt sich auch anderswo nachlesen. Mein letztes Telefonat mit Heli hatte ich kurz vor Weihnachten, nicht wissend, dass unser für Mitte Januar vereinbartes Treffen nie stattfinden sollte. Mit Helis Ableben ist ein ganz Großer des Tierschutzes von uns gegangen, aber auch ein Mensch mit Humor, Vision und Talent.

Ich sage DANKE für sehr Vieles.
Er wird fehlen.

Nicolas Entrup

 

Bild: VIER PFOTEN | Jasmine Duthie