[Pressemitteilung]

Wien, 22.8.2019: Derzeit findet in Genf die dreijährliche Vertragsstaatenkonferenz zum Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) statt. Dabei wurde vergangenen Sonntag im zuständigen Ausschuss auf Antrag afrikanischer Staaten beschlossen, den Export lebender Elefanten aus Afrika zu unterbinden. Doch nun drohen die EU-Staaten diesen wichtigen Beschluss im Plenum zu Fall zu bringen. Als eine treibende Kraft dahinter gilt Österreich. Dabei hätte Österreich gegenüber den Elefanten einiges gutzumachen – denn aus kaum einem anderen Land kommen so viele Elefantenjäger wie aus der Alpenrepublik.

Junge Afrikanische Elefanten aus ihren Herden zu reißen, um sie an Zoos und Zirkusse zu verkaufen – das soll künftig nicht mehr erlaubt sein. Ein entsprechender Antrag afrikanischer Staaten ist am Sonntag bei der CITES-Konferenz in Genf im zuständigen Ausschuss mit Zweidrittelmehrheit angenommen worden. Dieser Beschluss muss aber am Ende der bis zum 28. August dauernden Konferenz noch im Plenum bestätigt werden. Auch hier braucht es eine Zweidrittelmehrheit und diese ist nun in Gefahr.

Die 28 EU-Staaten, die an der Ausschuss-Abstimmung nicht teilnahmen, weil sie noch nicht vollzählig akkreditiert waren, stimmen bei Artenschutzkonferenzen immer einheitlich als Block ab, d.h. sie müssen sich auf eine gemeinsame Position einigen. Nun drohen sich innerhalb des EU-Blocks die Gegner des Beschlusses durchzusetzen – dies würde 28 Stimmen gegen diesen Elefantenschutz-Antrag bedeuten und damit wohl dessen Ende.

Warum dies, wo doch EU-Umweltkommissar Vella vor der letzten CITES-Konferenz verkündet hatte, dass „die EU den Kampf für das Überleben des Afrikanischen Elefanten anführt, darauf stolz ist und jeglichen Versuchen, einen anderen Anschein zu erwecken, entschieden entgegentreten wird“? Die EU-Staaten sind überdies von dem Handelsverbot nicht betroffen, denn die europäischen Zoos importieren kaum noch Elefanten aus der freien Wildbahn. Hauptabnehmer sind vielmehr Zoos in Ländern wie China, USA und Vereinigte Arabische Emirate; Hauptexporteur ist Simbabwe.

Aus Delegiertenkreisen ist zu hören, dass ein kleines EU-Land, das sich sonst durchaus für den Schutz bedrohter Arten einsetzt, die Speerspitze gegen den Elefantenschutz bilde: Österreich. Warum gerade Österreich? Da lohnt es sich, einen Blick auf Österreichs Geschichte mit den Elefanten zu werfen. Im April 2019 veröffentlichte die „Campaign to Ban Trophy Hunting“ den Bericht „The Deadly Dozen“ mit einer Auswertung der Importzahlen von Elefanten-Trophäen seit Inkrafttreten des Washingtoner Artenschutzabkommens. Jeweils mehr als 1000 Trophäen und mehr als 1000 kg Elfenbein wurden dabei von Trophäenjägern aus zwölf Staaten importiert, darunter bevölkerungsreiche Staaten wie USA, Russland und China, aber auch ein einziges kleines Land: Österreich belegt in diesem unrühmlichen Ranking nach absoluten Zahlen Rang 9 und nach Pro-Kopf-Zahlen sogar Rang 3 (hinter Südafrika und Spanien).

Da passt es ins Bild, dass einer der größten Aufgriffe von Elfenbein in Europa der letzten Jahre in Wien stattgefunden hat (88 Stoßzähne im November 2016). „Österreich hat also gegenüber den Afrikanischen Elefanten einiges wiedergutzumachen und sollte sich hinter den Schutzantrag der afrikanischen Staaten stellen, statt ihn zu torpedieren. Wir fordern Österreich und die EU-Staaten auf, dem im Ausschuss beschlossenen Antrag im Plenum zuzustimmen, wenn er nochmals zur Abstimmung gelangt“, sagt Nicolas Entrup, Geschäftsführer der Tier- und Artenschutzagentur SHIFTING VALUES.