Das Leben auf dem Planeten Erde ist von der Dreifach-Krise aus Klimawandel, Biodiversitätsverlust und den verschiedenen Formen der Verschmutzung grundlegend bedroht. Bei OceanCare arbeiten wir an allen diesen Problemen, die sich wechselseitig bedingen. Die Meere sind äußerst wichtige Kohlenstoffsenken und spielen eine große Rolle bei der natürlichen Regulation des Weltklimas. Die Auswirkungen des Klimawandels, einschließlich der globalen Erwärmung, schwächen aber die Resilienz der marinen Ökosysteme. Hier finden Sie einige Gedanken zur internationalen Klimakonferenz COP28, die kürzlich in Dubai stattfand.

Über diese 28. Konferenz der Vertragsstaaten der UN- Klimarahmenkonvention (UNFCCC), bekannt unter dem Kürzel COP28, wurde in den internationalen Medien ausführlich berichtet. Große Aufmerksamkeit erhielt die Tatsache, dass die Vereinigten Arabischen Emirate, ein führender Produzent fossiler Brennstoffe, sowohl Gastgeber der Tagung waren als auch den Vorsitzenden stellten. Es ist bezeichnend, dass der Vorsitzende Sultan Al Jaber trotz seiner Koordinierungsrolle für eine globale Einigung auf die „Abkehr“ weg von fossilen Brennstoffen im Nachhinein ankündigte, dass seine Ölgesellschaft weiterhin in die Öl- und Gasförderung investieren werde.

Einige Regierungen, die für einen verpflichtenden vollständigen Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe eingetreten waren, sprechen vom Ergebnis der COP28 nun als bahnbrechendem Erfolg. Sie begründen dies damit, dass der endgültige Beschlusstext zum ersten „Global Stocktake” das folgende Bekenntnis enthält: „Abkehr von fossilen Brennstoffen in den Energiesystemen auf gerechte, geordnete und ausgewogene Weise, Beschleunigung der Maßnahmen in diesem kritischen Jahrzehnt, um im Einklang mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen bis 2050 netto Null zu erreichen.“

Dies gilt als das erste Mal in 28 Jahren Klimaverhandlungen, dass ein solches Bekenntnis erreicht wurde, ist aber bei weitem zu wenig, um die Klimakrise wirklich zu bewältigen. Der vereinbarte Wortlaut lässt klare Ziele und Zeitvorgaben vermissen und ist mit Schlupflöchern gespickt. Schlupflöcher wie z.B. dass Übergangskraftstoffe den Umstieg im Energiesystem erleichtern und gleichzeitig die Energiesicherheit gewährleisten können (Absatz 29 des Abschlusstextes). „Übergangskraftstoffe“ ist aber ein Euphemismus für Erdgas, also fossiles Methan, das seinerseits ein sehr starkes Treibhausgas ist, dessen Klimawirkung jene von Kohlendioxid auf 20 Jahre gerechnet um das 80-fache übertrifft. Außerdem ist zu erwarten, dass sich die Ölindustrie gegen das Abkommen wehren oder es einfach ignorieren wird, während sie ihre Suche nach unerschlossenen Öl- und Gasvorkommen, auch im Meer, fortsetzt.

Achim Steiner, der Leiter des UN-Entwicklungsprogramms, sagte: „Einige sind verständlicherweise frustriert, weil die vereinbarte Formulierung strenger hätte ausfallen können. Aber sie ist dennoch das bisher eindeutigste Signal, dass sich die Welt vom Zeitalter der fossilen Brennstoffe entfernt.“

Als „Signal“ mag dies zutreffen, doch die Klimakrise erfordert einen verbindlichen „Fahrplan“ mit vereinbarten Zielen und Zeitvorgaben für messbare Emissionssenkungen und ein klares Verbot jeglicher Exploration unerschlossener Kohlenwasserstoffressourcen. Dass Erdgas als „Übergangskraftstoff“ angepriesen wird, obwohl die meisten Erdgasvorkommen im Boden bleiben müssen, wenn der Klimawandel aufgehalten werden soll, und dass die teure und sehr riskante Kernkraft bei den Lösungen erwähnt wird, rief den Widerspruch zahlreicher Stakeholder hervor.

Darüber hinaus gibt es eine weitere Entscheidung, die für OceanCare von größter Bedeutung ist. Punkt 28e des Abschlusstextes lautet: „Beschleunigung emissionsfreier und emissionsarmer Technologien, einschließlich u.a. erneuerbarer Energien, Kernenergie, Vermeidungs- und Beseitigungstechnologien wie Kohlenstoffabscheidung, -nutzung und -speicherung, insbesondere in Sektoren, in denen Emissionen schwer vermeidbar sind, sowie kohlenstoffarme Wasserstofferzeugung“. Und Punkt 35 fordert die Vertragsparteien auf, „gegebenenfalls meeresbasierte Maßnahmen zur Abschwächung des Klimawandels hochzuskalieren“, was von manchen als Freibrief für die Anwendung von Geoengineering-Technologien auf dem Meer interpretiert werden könnte.

Sich so stark auf Technologien zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung sowie auf meeresbasierte Minderungsmaßnahmen zu verlassen, ist eine gefährliche Ablenkung, die sowohl für marine als auch für terrestrische Ökosysteme schwerwiegende Risiken birgt. Solche Technologien sind nicht erprobt und voraussichtlich ökologisch und finanziell nicht tragbar. Die Förderung neuer Technologien birgt zudem die Gefahr, die globalen Anstrengungen von der raschen Beseitigung der wichtigsten Verschmutzungsquellen wegzulenken.

Das Hauptziel der Klimaverhandlungen muss die Verringerung der Treibhausgasemissionen sein, und nichts sollte davon ablenken. Wir bei OceanCare sind der Meinung, dass es keine weitere Erschließung fossiler Brennstoffe geben darf, dass bestehende Förderanlagen auslaufen sollten und dass die Welt so schnell wie möglich zu einer Wirtschaft und Gesellschaft übergehen sollte, die ohne fossile Brennstoffe funktioniert. Dies wird nicht einfach sein, aber es ist notwendig, und wir sollten uns nicht von spekulativen Techniken und Technologien ablenken lassen.

Nächstes Jahr wird die Klimawandel-COP an einem besonders herausfordernden Ort zusammenkommen: in Aserbaidschan, einem Petrostaat, dessen Exporteinnahmen zu 90% und dessen Staatshaushalt zu 60% aus Öl und Gas stammen. Trotz dieser Aussichten ist eines klar: Nur eine tiefgreifende, rasche und nachhaltige Verringerung der Treibhausgasemissionen in allen Sektoren kann die globale Erwärmung in diesem Jahrhundert auf 1,5°C begrenzen und das Leben und die Gesundheit unseres Planeten und seiner Ozeane sichern.

 

Quellen:

Schlussdokument der COP28 des UNFCCC: https://unfccc.int/sites/default/files/resource/cma2023_L17_adv.pdf

Carbon Brief: https://www.carbonbrief.org/cop28-key-outcomes-agreed-at-the-un-climate-talks-in-dubai/

Guardian: https://www.theguardian.com/environment/live/2023/dec/13/cop28-live-updates-news-agreement-outcomes-draft-text-fossil-fuels