ÖKV-Ausstellungen in Wiener Neustadt und Tulln zeigen wieder qualzuchtbetroffene Tiere. Ausstellungen aber nur Spitze des Eisbergs – Qualzucht muss endlich verboten werden!
Wien (OTS) – Bei den Hundeausstellungen und -präsentationen des Österreichischen Kynologenverbands in Wiener Neustadt (2.-3.9.) und Tulln (29.9.-1.10.) wurden wie in den letzten Jahren auch heuer wieder mehrere qualzuchtbetroffene Tiere vorgeführt. Einer Dogge, die nicht mehr selbst aufstehen konnte, musste von vier Menschen auf die Beine geholfen werden. Die Ausstellung von Tieren mit Qualzuchtmerkmalen ist verboten, aber skurrilerweise nicht die Qualzucht selbst. Das Verbot der Qualzucht – obwohl 2021 mit Dreiviertelmehrheit vom Nationalrat gefordert – ist noch immer nicht in Sicht: ein Tierschutz-Skandal.
Im Rahmen der Haustiermesse in Wiener Neustadt hielt der ÖKV eine „Rassenpräsentation“ ab, in der dem Publikum verschiedene Hunderassen vorgeführt werden. Die Rasse Deutsche Dogge wurde von zwei schwer von Qualzuchtmerkmalen gezeichneten Hunden repräsentiert. Den Hunden wurde ein solches Übermaß an schwerer Kopfhaut angezüchtet, dass ihnen die Augenlider hinabgezogen werden und die Bindehaut frei liegt. Auch die Lefzen hängen dadurch herab, sodass die Hunde ständig Speichel verlieren. Durch den zuchtbedingten Riesenwuchs haben Deutsche Doggen außerdem eine stark erhöhte Wahrscheinlichkeit, eine lebensgefährliche Magendrehung zu erleiden.
„Es ist sehr schwer vorstellbar, dass dem ÖKV die Gesundheitsbefunde dieser bemitleidenswerten Hunde nicht bekannt sind. Trotzdem wurden sie zum wiederholten Male zur Repräsentation der Rasse Deutsche Dogge herangezogen und vor Publikum ausgestellt“, sagt Clemens Purtscher von Shifting Values. Trauriger Höhepunkt war, dass eine der beiden Doggen nicht mehr alleine aufstehen konnte und es vier erwachsene Menschen brauchte, um den armen Hund wieder auf die Beine zu bringen. Diese Szene wurde von einem Messebesucher auf Video festgehalten.
Bei der internationalen Hundeausstellung in Tulln am vergangenen Wochenende wurde wieder einmal die Französische Bulldogge, eine besonders stark mit Qualzuchtmerkmalen belastete Rasse, auffällig. Diese Tiere haben weder Schnauze noch Schwanz, viele Gesundheitsprobleme dazwischen und können zu einem großen Teil nur noch durch Kaiserschnitt auf die Welt gebracht werden. Während Besucher beobachten konnten, dass die Amtstierärzte vor Ort am Freitag einen Teil der Französischen Bulldoggen nicht in den Ring ließen, wurden dieselben Hunde am Samstag von den Ausstellungsrichtern alle mit „vorzüglich“ bewertet. „Man kann als Ausstellungsverantwortlicher der für den Vollzug des Tierschutzgesetzes zuständigen Behörde wohl kaum deutlicher den Mittelfinger zeigen“, ist Purtscher empört.
Dabei sind die Ausstellungen nur die Spitze des Eisberges des Qualzuchtskandals. Denn anders als die Ausstellung von qualzuchtbetroffenen Tieren ist die Qualzucht selbst in Österreich immer noch völlig legal möglich. Im Dezember 2021 hat der Nationalrat zwar mit Dreiviertelmehrheit (inkl. beide Regierungsparteien) beschlossen, dass diese rechtliche Misere saniert werden solle (Streichung des § 44 Abs. 17 Tierschutzgesetz), aber geschehen ist seither nichts. „Wenn jetzt nicht endlich das Qualzuchtverbot kommt, ist das eine Bankrotterklärung der Tierschutzpolitik in Österreich“, so Purtscher abschließend.