Wenn Sie gelegentlich durch Ackerbaulandschaften in Österreich fahren, ist Ihnen der Anblick weiter Maisfelder geläufig. Gelegentlich stößt das Auge aber auch auf Imageplakate, wie z.B. jenes der Jungbauernschaft für österreichischen Mais. Pro Hektar Futtermais werde der CO2-Ausstoß von 60.000 km Autofahrt kompensiert, so die frohe Botschaft der Jungbauern-Plakate mit Unterstützung des Bundeskanzleramtes.
Tatsächlich holt Mais (wie Pflanzen generell) im Zuge des Wachstums CO2 aus der Atmosphäre, baut aus dem Kohlenstoff seinen Zellen und entlässt den Sauerstoff in die Luft. Wenn man den Mais dann als Viehfutter verwendet, wird der Kohlenstoff durch den tierischen Stoffwechsel freilich wieder freigesetzt (als CO2 oder CH4 – Methan) und es wird kein einziger Meter Autofahrt kompensiert – nicht einmal die für den Anbau nötigen Traktor- und Drescherfahrten, ganz zu schweigen von energieintensiven Düngemitteln.
Wenn die Jungbauern also mit ihrer Arbeit der Klimakrise entgegen- und nicht zuarbeiten wollen, was auch in ihrem eigenen Interesse ist, dann gibt es dafür mehrere Optionen. Eine ist der Humusaufbau, mit dem Kohlenstoff langfristig im Boden gebunden und gleichzeitig dessen Qualität, Struktur und Wasserhaltevermögen verbessert wird. Für diese viel zu wenig beachtete Win-win-Klimaschutzmaßnahme eignen sich andere Pflanzen aber wesentlich besser als Mais.
Eine andere ist die Gewinnung von Biogas. Mais (oder andere Pflanzen) werden durch Bakterien unter Luftabschluss zu Methan verarbeitet, das als Ersatz für Erdgas verwendet werden kann. Damit wird tatsächlich ein fossiler Brennstoff ersetzt.
In Österreich wurde im Jahr 2020 auf etwa 300.000 Hektar Mais angebaut. Mais belegt also fast ein Viertel (23%) des gesamten österreichischen Ackerlandes oder, anders ausgedrückt, mehr als die gesamte Ackerfläche der Steiermark und des Burgenlands zusammen. Damit könnte man schon eine hübsche Menge an Erdgas ersetzen. Derzeit werden aber weniger als 4% des Maises zu Biogas verarbeitet, zwei Drittel hingegen zu Futter für die Tiermast. Dieses Verhältnis gehört umgedreht (wenn es denn unbedingt Mais sein muss) bzw. die Landwirtschaftspolitik umgekrempelt.
Wir verbrauchen in Österreich zu viel Fleisch (das Doppelte des Höchstwerts der Empfehlung der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung) und produzieren zu wenig erneuerbare Energie. Die Lösung des ersten Problems ist gleichzeitig ein Teil der Lösung des zweiten Problems.