Unter der Prämisse der „nationalen Sicherheit“ sind in den meisten Gesetzen militärische Aktivitäten von der Einhaltung (sonst) verpflichtender Umweltschutzbestimmungen ausgenommen. Als Beispiel sei die Meeresstrategierahmenrichtlinie der Europäischen Union (MSFD) angeführt. In Artikel 2 heißt es dort über den Anwendungsbereich der Richtlinie:

(2) Diese Richtlinie gilt nicht für Tätigkeiten, die allein der Verteidigung oder der nationalen Sicherheit dienen. Die Mitgliedstaaten sind jedoch bestrebt sicherzustellen, dass diese Tätigkeiten so durchgeführt werden, dass sie — soweit angemessen und machbar — mit den Zielen dieser Richtlinie vereinbar sind.

Daraus geht aber auch hervor, dass es nicht ganz so einfach ist zu sagen, dass z.B. den Marinen der EU-Mitgliedsstaaten ein Freibrief gegeben ist. Im globalen Kontext sind wir verleitet, nicht ganz zu Unrecht, vorauszusetzen, dass sich die Militärs anderer, nicht europäischer Staaten und schon gar nicht jene der Großmächte, wie z.B. die USA, Russland und China, groß Sorgen über die Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf Meerestiere machen. Bei den USA ist dies sogar – für viele überraschend – anders, unterliegen zumindest einige Aspekte der Aktivitäten der Verpflichtung zur Durchführung von Prüfverfahren über mögliche negative Auswirkung auf die Ozeane. Das eine oder andere Mal wurden bereits Tests bzw. Manöver zu bestimmten Jahreszeiten in bestimmten Regionen untersagt. Doch im Wesentlichen und vor allem im Ernstfall sind das Meer und seine Bewohner stets die Verlierer.

Unterwasserkriegsführung

Fernab von unseren Augen tobt eine intensive Auseinandersetzung der Militärs, die durchaus als Unterwasserkriegsführung bezeichnet werden kann. Das Aufspüren fremder und immer leiser werdender U-Boote nimmt hier eine zentrale Rolle ein. Die Suche findet mit nieder- und mittelfrequenten aktiven Sonar-Systemen statt, die nachweislich viele Arten, insbesondere tieftauchende Walarten, gefährden und auch töten können. Belegt wird dies durch zahlreiche atypische Massenstrandungen.

„[Der andere] Krieg gegen Wale“ lautet ein Artikel, den ich im Jahr 2018 gemeinsam mit meinen Kollegen Margi und Geoff Prideaux verfasst habe und der auch heutige noch aktuell ist. Hier erhalten Sie einen Einblick über die Problematik der U-Bootsuche aus Sicht des Meeresschutzes.

Das aktuelle Säbelrasseln zwischen Russland und der NATO ist genau eine solche Situation in der Unterwasser Aktivitäten im Gange sind, von denen Sie kaum lesen werden. Gleichzeitig finden auch große Manöver der NATO im Mittelmeer statt.

In keinem der Fälle, ungeachtet welche Militärs agieren, bleiben Manöver, der Einsatz aktiver Sonarsysteme und Munition ohne Folgen. Das Meer ist stetiger Verlierer.

Aktuell informiert OceanCare über die Entwicklungen im Nordostatlantik.