Eine der größten Massenstrandungen von Waltieren weltweit dürfte nach letzten Angaben am Sonntag, 12. Februar, zu Ende gegangen sein. Seit Freitag strandeten an den Stränden von Farewell Spit auf der neuseeländischen Südinsel etwa 670 Grindwale. Etwa 320 der Meeressäuger dürften überlebt haben, mindestens 350 Tiere leider nicht.
Die Nachricht ging am Freitag, 10. Februar 2017, um die Welt: 450 Grindwale sind gestrandet. Seither waren hunderte Freiwillige, angeleitet von Experten der neuseeländischen Behörden und insbesondere des erfahrenen Strandungsteams des Project Jonah, im Einsatz, um die gestrandeten Tiere feucht zu halten und mit der Flut wieder auf das offene Meer zu geleiten. Für die meisten Tiere kam jede Hilfe zu spät, sie verendeten. 20 Grindwale mussten euthanasiert werden. Es folgte eine zweite Massenstrandung von ca. 220 Grindwalen. Die Helfer rechneten mit dem schlimmsten. Doch mit dem Eintreffen der Flut in der Nacht von Samstag auf Sonntag schafften es ca. 200 Wale zurück ins offene Meer. Weitere 17 Tiere wurden von den Rettungsteams erfolgreich zurück geleitet und konnten sich später der Gruppe anschließen. Ohne Gewissheit zu haben, hoffen wir, dass es keine weitere Strandung von Waltieren geben wird.
Neuseeland ist vermutlich auf Grund seiner topographischen Begebenheiten das Land mit den meisten Walstrandungen, aber auch jenes mit der größten Erfolgsrate an Tieren, die durch professionelle Strandungsteams gerettet werden. Farewell Spit liegt an einem Spitz, der die Wanderroute der Wildtiere unterbricht. Über die Ursache von Walstrandungen wird sehr viel spekuliert. Gehören alle gestrandeten Tieren zur gleichen Art, so wird oft vermutet, dass einige Tiere erkrankt sind, jedoch von der Gruppe nicht im Stich gelassen werden. Bei atypischen Strandungen – Tiere von mehr als einer Art stranden gleichzeitig – ist bisher meist intensiver Unterwasserlärm die Ursache gewesen. Unterwasserlärm ist aber auch bei jenen Ereignissen nicht auszuschließen, bei denen Tiere einer Art, z.B. von tieftauchenden Grindwalen, lebend stranden. Daher fordert OceanCare stets eine transparente Offenlegung von menschlichen Aktivitäten in den Gebieten, in denen es zu Strandungen kommt, auch um Ursachen ausschließen zu können. Desorientierung, Verletzungen, Erkrankungen, aber auch Altersschwäche können weitere Ursachen sein.
OceanCare unterstützt Strandungsnetzwerke und Rettungsteams, wie z.B. British Divers Marine Life Rescue, um im Ernstfall umgehend eingreifen zu können. Darüber hinaus bemüht sich OceanCare um umfassende Untersuchungen der verendeten Tiere, z.B. Durchführung von Nekropsien, um Rückschlüsse auf die Ursachen ziehen zu können.
OceanCare dankt den hunderten Freiwilligen in Neuseeland, den Behörden und den Rettungsteams, allen voran dem Project Jonah, für den großartigen Einsatz für das Überleben der gestrandeten Wale.
Quellen: AFP, Associated Press, The Guardian, Project Jonah, Reuters
Nicolas Entrup arbeitet als Konsulent für OceanCare, u.a. zum Thema Unterwasserlärm.