Walfleisch endet als Futter in Pelztierfarmen

Anfang April stechen Norwegens Walfänger wieder in See. Es ist der Auftakt zur größten Jagd auf Bartenwale weltweit. Norwegen ignoriert damit weiterhin das kommerzielle Walfangmoratorium. Mehr als 113 Tonnen Zwergwal-Fleisch (dies entspricht rund 75 Tieren) wurden 2014 auf norwegischen Pelztierfarmen an Zuchtnerze und -füchse verfüttert. Lesen Sie Näheres in der aktuellen Presseinformation von OceanCare und Pro Wildlife.

Presseinformation

Start Walfangsaison Norwegen

Wien, 31. März 2016. Anfang April stechen Norwegens Walfänger wieder in See. Es ist der Auftakt zur größten Jagd auf Bartenwale weltweit. Dabei genehmigt sich die Regierung für die kommenden sechs Jahre eigenmächtig eine Fangquote von jährlich 880 Zwergwalen und ignoriert damit weiterhin das kommerzielle Walfangmoratorium. Besonders brisant: Mehr als 113 Tonnen Zwergwal-Fleisch (dies entspricht rund 75 Tieren) wurden 2014 auf norwegischen Pelztierfarmen an Zuchtnerze und -füchse verfüttert. Dies geht aus Dokumenten hervor, die den international aktiven Artenschutzorganisationen Pro Wildlife und OceanCare vorliegen. Die Verbände kritisieren Norwegens Waljagd und den Umgang mit dem Fleisch von gefährdeten Zwergwalen.

Seit Jahren essen immer weniger Norweger Walfleisch. „Offenbar verkauft sich das Walfleisch so schlecht, dass es sogar als Tierfutter verwendet wird“, sagt Sandra Altherr von Pro Wildlife. „Dass Meeressäuger als Futter auf Pelzfarmen enden, ist in doppelter Hinsicht grausam und absolut überflüssig.“ 2014 produzierte Norwegen 165.000 Fuchsfelle und 850.000 Nerzfelle. Ein Teil davon wird in die EU exportiert: 71.000 kg Fuchsfelle und 180.000 kg Nerzfelle waren es laut EUROSTAT allein in den letzten beiden Jahren.

Selbst auferlegte Quote sinkt – doch Norwegen fängt mehr Wale als Japan

Die neue Quote fällt mit 880 Tieren deutlich geringer aus als in den letzten Jahren, als jeweils 1.286 Zwergwale zur Jagd freigegeben wurden. „Norwegens Quoten sind von der Internationalen Walfangkommission (IWC) nicht genehmigt. In den letzten 15 Jahren wurden jährlich zwischen 464 und 736 Zwergwalen getötet“, sagt Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare. „Derzeit haben die Norweger mehr Wale auf dem Gewissen als die viel kritisierten Japaner“. 5.617 Wale fielen in den letzten zehn Jahren Norwegens Explosivharpunen zum Opfer, in Japan waren es 5.436.

Da Japan und Norwegen einen formellen Einspruch gegen das internationale Handelsverbot eingelegt haben, dürfen sie sogar mit Walfleisch handeln, ohne internationale Konsequenzen befürchten zu müssen. Seit 2014 hat Norwegen 172 Tonnen Walfleisch und -speck nach Japan exportiert.

Im Vorfeld der IWC-Tagung vom kommenden Oktober fordern Pro Wildlife (Deutschland), OceanCare (Schweiz), Environmental Investigation Agency (England) und Animal Welfare Institute (USA) die Walschutzländer auf, gegen Norwegens Walfang verschärft vorzugehen.

Weiterführende Links und Informationen

Statistik zur Verfütterung von Walfleisch in der Pelzindustrie (Anhang) Hinweis: Rogaland Pelsdyrforlag SA ist die norwegische Kooperative der Pelztierzüchter.

Bilder

Bildergalerie von norwegischen Pelztierfarmen:
https://www.flickr.com/photos/dyrsfrihet/albums/72157648684349841
https://www.flickr.com/photos/dyrsfrihet/albums/72157647670594652
Bilder von Dyrevern Alliansen (Norwegian Animal Protection Alliance) dürfen unter Angabe des Bildrechts verwendet werden.

Medienkontakt

Sigrid Lüber, Präsidentin OceanCare, Wädenswil. T: (+41) 44 780 66 88, M: (+41) 79 475 26 87, slueber@oceancare.org
Nicolas Entrup, Konsulent von OceanCare, Wien, T. +43 660 211 9963, n.entrup@shiftingvalues.com

OceanCare

Seit 1989 setzt sich OceanCare weltweit für die Meeressäuger und Ozeane ein. Mit Forschungs- und Schutzprojekten, Umweltbildungskampagnen sowie dem Einsatz in internationalen Gremien unternimmt die Organisation konkrete Schritte zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Weltmeeren. Im Juli 2011 erhielt die Organisation von den Vereinten Nationen den UN-Sonderberaterstatus zugesprochen. www.oceancare.org

Pro Wildlife

Pro Wildlife ist eine gemeinnützige Organisation, die sich global für den Schutz von Wildtieren und ihrer Lebensräume einsetzt. Weltweit unterstützt Pro Wildlife Artenschutzprojekte vor Ort und leistet Aufklärungsarbeit, um Wildtierhandel und Wilderei einzudämmen. Pro Wildlife nimmt an Konferenzen wie der Internationalen Walfangkommission (IWC) und dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen (WA, engl. CITES), um den Schutzstatus von Wildtieren weltweit zu verbessern. www.prowildlife.de